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Schon vor kurzem hat die Studie von S&B Strategy eindrucksvoll gezeigt, dass wir in Deutschland den Klimazielen im Gebäudesektor massiv hinterher sind. Jetzt hat auch der European Climate Neutrality Observatory (ECNO) seinen Jahresbericht 2024 veröffentlicht, der den Fortschritt der Europäischen Union auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050 bewertet. Auch dieser Bericht kommt mit seiner europäischen Betrachtung zu einem ähnlichen Ergebnis: während es bemerkenswerte Fortschritte in verschiedenen Bereichen zu verzeichnen gibt, ist der Gesamtfortschritt nicht schnell genug, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen.
Um Ihnen einen kurzen Überblick zu geben, haben wir für Sie die wichtigsten Erkenntnisse und Empfehlungen des Berichts zusammengefasst.
Den ganzen Bericht können Sie auf der Website des ECNO herunterladen: https://climateobservatory.eu/report/2024-report-state-eu-progress-climate-neutrality
Industrie und Treibhausgasemissionen
Ein positiver Aspekt des Berichts ist die Beschleunigung des Rückgangs der Treibhausgasemissionen, insbesondere im industriellen Sektor und in der Landwirtschaft. Jedoch hat sich die Reduktion der Emissionen in der Stromerzeugung verlangsamt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit kontinuierlicher und gezielter politischer Maßnahmen, um in allen Bereichen Fortschritte zu erzielen.
Arbeitsmarkt und Soziale Gerechtigkeit
Der Übergang zur Klimaneutralität hat zu einem Anstieg der Arbeitsplätze in Lieferketten für erneuerbare Energien und Umweltgüter geführt. Der Übergang zu einer klimaneutralen birgt aber auch Risiken für bestehende Beschäftigungsverhältnisse, besonders in stark betroffenen Regionen. Der Just Transition Mechanism (JTM) der EU unterstützt diese Regionen mit Finanzmitteln für Umschulung, Unternehmensförderung und Innovation, um eine faire und inklusive Transformation zu gewährleisten. Effektive Beschäftigungspolitik beinhaltet spezifische Sektorzielvorgaben, um Qualifikationen an die Bedürfnisse wachsender grüner Sektoren anzupassen.
Finanzierung und Fossile Brennstoffe
Ein alarmierender Punkt des Berichts: Trotz des Ziels, die Subventionen für fossile Brennstoffe bis 2025 auslaufen zu lassen, haben sich diese Subventionen zwischen 2021 und 2022 fast verdreifacht und erreichten 190 Milliarden Euro. Dies war hauptsächlich auf die Energiekrise zurückzuführen, die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde, was die Mitgliedstaaten dazu veranlasste, mehr als 230 temporäre Subventionsmaßnahmen zu ergreifen, um Haushalte und Unternehmen vor steigenden Energiepreisen zu schützen. Der ECNO fordert die Mitgliedstaaten auf, klare Pläne zur Beendigung dieser Subventionen zu erstellen und umzusetzen, und empfiehlt, dass die EU Sanktionen gegen Länder verhängt, die keine konkreten Ausstiegspläne vorlegen oder umsetzen. Es wird auch vorgeschlagen, die Subventionen für fossile Brennstoffe durch Klimasubventionen zu ersetzen, um die finanziellen Flüsse in Richtung klimaneutraler Investitionen zu lenken .
Internationale Hilfe
Im Bericht wird betont, dass die EU eine führende Rolle bei der globalen Klimapolitik spielt, indem sie Partnerländer bei ihren Dekarbonisierungsbemühungen unterstützt und ihre Wettbewerbsfähigkeit in einer zunehmend grünen Wirtschaft erhält. Die Offizielle Entwicklungszusammenarbeit (ODA) der EU zur Klimafinanzierung zeigt positive Fortschritte, obwohl sie immer noch zu gering ist. Um die globale Klimawende voranzutreiben, werden Partnerschaften zur Unterstützung anderer Länder in deren grünen Transformationen gefördert und Investitionen in saubere Projekte im Ausland verstärkt, während fossile Brennstoffe schrittweise auslaufen sollen. Ein entscheidender Aspekt ist die Integration von Klimaschutzmaßnahmen in alle Bereiche der Außenpolitik, einschließlich Handelsabkommen, um nachhaltige Praktiken zu fördern und die Kohlenstoffemissionen aus importierten Gütern zu reduzieren.
Schwerpunkt auf Gebäude
Besonders hervorzuheben ist der Berichtsteil, der die Bedeutung von Gebäuden im Übergang zu einer klimaneutralen EU betont. Die derzeitige Sanierungsrate von Gebäuden ist unzureichend, um die EU-Klimaziele zu erreichen.
Sanierungsrate und Energetische Sanierung
Bezüglich der Sanierungsrate von Wohn- und Nichtwohngebäuden wird festgestellt, dass die Sanierungsrate zwischen 2012 und 2016 etwa 1% pro Jahr betrug und bis 2030 mindestens verdoppelt werden muss, um das Ziel von 2% zu erreichen. Für Wohngebäude müssen die Mitgliedstaaten nationale Pläne aufstellen, um den durchschnittlichen Primärenergieverbrauch bis 2030 um mindestens 16% im Vergleich zu 2020 zu senken, wobei mindestens 55% dieser Reduktion durch die Renovierung der ineffizientesten Gebäude erzielt werden sollen. Für Nicht-Wohngebäude müssen die Mitgliedstaaten Mindestenergieeffizienzstandards durchsetzen, um bis 2030 die 16% am schlechtesten abschneidenden Gebäude zu renovieren, wobei dieses Ziel bis 2033 auf 26% erhöht wird. Öffentliche Gebäude sollen jährlich eine Renovierungsrate von 3% erreichen und den neuen Standard für null-Emissionen-Gebäude erfüllen.
Benötigtes Investitionsvolumen
Um die Sanierungsrate und die energetische Effizienz von Wohngebäuden zu erhöhen, sind erhebliche Investitionen erforderlich. Der Bericht schätzt, dass bis 2050 rund 800 Milliarden Euro in die Renovierung und energetische Verbesserung von Gebäuden investiert werden müssten.
Empfehlungen des Berichts
Fazit
Der ECNO-Bericht 2024 zeigt ein weiteres Mal, dass die EU erhebliche Anstrengungen unternehmen muss, um die energetische Sanierung von Gebäuden zu beschleunigen und die erforderlichen Investitionen zu mobilisieren. Nur so können die Klimaziele bis 2050 erreicht werden. Es ist eine gemeinsame und konsequente Anstrengung aller Beteiligten erforderlich, um den Übergang zu einer klimaneutralen Zukunft erfolgreich zu gestalten.